Ä Abä lang unterwägs mitem André Gyger, Betriebsliiter Loipe Aeschi-Suld
André, Ändel oder einfach Gyger- viele Namen für einen sehr engagierten Betriebsleiter der Loipe Aeschi-Suld. "Ä Ihiimischä", direkt an der Loipe in Aeschiried wohnhaft, ein Mann der Taten und wenigen Worten. Ich treffe ihn um 19.30 Uhr in der Vermietung, wo er gerade mit einer jungen Frau beschäftigt, ist, welche etwas später mit Kolleginnen die Nachtloipe "unter die Füsse" resp. Langlaufski nehmen wird. Charmant und ohne lange überlegen zu müssen, mit einem Blick der eindeutig zu verstehen gibt, dass er genau weiss war tut, bringt Ändel Berta Schmid "usm Emdtl" die passende Ausrüstung. Wenig später, treffen die besagten Kolleginnen ein und es herrscht kurz ein munteres Geplauder bis alle mit der passenden Ausrüstung auf die Nachtloipen-Runde einsteigen- nicht ohne sich zuvor herzlich bei André zu bedanken. Unterdessen ist Ändel bereits mit seiner Schaufel unterwegs, um den durch Res von Känel herbeigeführten Kunstschnee vor dem Container noch etwas "vo Fuscht" zusammenzudrücken. Am klaren Himmel funkeln bereits Sterne und wir machen uns auf den Weg zur "untere Allmi", wo André seiner technisch wenig versierten aber sehr interessierten Begleiterin die Werte der Messstation der neuen Beschneiungsanlage erklärt. "Sider hüt, chani ufm Handy guggä, wi d Luftfüechtigkiit u d Lufttemperatur diräkt bir Mäss-Station vor Beschniigsalag si. Mit denä zwü Wärt, überchunt mä d Füechtchugeltemperatur". Feuchtkugeltemperatur?? Noch nie gehört. Schnell lasse ich mir erklären, was es damit auf sich hat. Also, die Feuchtkugeltemperatur ist jene Temperatur, die für die technische Beschneiung relevant ist. Sie setzt sich aus dem Verhältnis von Lufttemperatur und Luftfeuchtikgeit zusammen und liegt stets unter der Aussentemperatur. Je feuchter die Luft ist, desto weniger Feuchtigkeit kann sie noch aufnehmen. Deshalb sind dann tiefere Temperaturen nötig damit sich aus den Wassertröpfchen Schneekristale bilden können.
Soweit so gut, wir können die Beschneiungsanlage mit den aktuellen Werten noch nicht starten und machen uns stattdessen, nachdem sich André umgezogen hat, mit dem Schneetöff auf Richtung Bachloipe. Ändel, Forstwart von Beruf, aber seit Jahren schon als Allrounder bei Däpp Holzbau GmbH tätig zudem mit eigenem Bauernbetrieb, führt uns gekonnt zur Bachloipe, wo der Schnee während der Hinfahrt mit dem "Aufreisser" aufgerissen wird. Die klassische Spur wird im Rückweg mittels genormten Platten, "reingezogen" damit die Besucher andertags auf einer wirklich top präparierten Loipe "laufen" dürfen. Dick eingepackt, einem Michelin-Mändli nicht unähnlich, geniesse ich die Fahrt in die stille, kalte, einsame Winterwunderwelt des Suldtals richtig. Ich kann den Reiz verstehen- trotz teilweise eisiger Kälte die Langlaufski unter die Füsse zu nehmen und mit Stirnlappe bestückt die Welt hinter sich zu lassen und in diese Wintermärliwelt einzutauchen. Mit dem Schneetöff zurück in der untere Allmi, teilt mir André mit:"Itz gseh di Wärt scho chli anders us als vori"und zeigt mir die etwas zu vorhin abweichenden Werten der Beschneiungsanlage. "Mir lö si a". Ein grosser Kunstschneehaufen liegt bereits vor der Beschneiungsanlage. "68 Fueder Kunstschnee hii si (Res von Känel, Ueli Graf und Simon Zenger) nächti mit zwü Transporter hinderi gfüehrt"teilt mir André mit. Was für eine grossartige Arbeit! Jetzt geht's Ruckzuck, Ändel schliesst zwei grosse Schläuche an. Ein Wasser- und ein Luftschlauch, zudem ein Wasserfilter, damit die Dreckteilchen die Düsen nicht verstopfen. Wenig später ist die Beschneiungsanalge in Betrieb und legt bereits eine feine Schneeschicht auf unsere Haare und Kleidung.
Bis 21 Uhr ist die Nachtloipe in Betrieb, "de muesi mi de scho dra häbä u cha net ender los" meint André lachend und so warten wir noch einen Moment, bevor wir in den Pisten Bully steigen- und machen uns auf den Weg. Ab 21 Uhr sollte die Loipe für die Pistenpräparation menschenleer sein- dies aus Sicherheitsgründen. Das Funkeln und Glitzern des Schnees fasziniert, und bald merke ich das Holpern nicht mehr ("di schüttlets de öpä chli düri- dä Sitz isch nüt gfäderet" kommt mit einem belustigten Seitenblick von Ändel"). "Äs isch immer dr glich Abluuf. Zersch spureni mitem Pischtäfahrzüg d Skatingpischtä u ufm Hiimwäg di klassichi Loipe". Routiniert, immer wieder einen Blick nach hinten werfend und an irgendwelchen Knöpfen und Hebeln drückend tuckern wir immer weiter ins Suldtal hinein. Auf die Frage, was denn seine Hobbies sind, überlegt André eine Zeitlang und mit einer "Schulter-hoch-Bewegung" meint er: "Mit mirä Bureri, mir Arbiit bir Firma Däpp Holzbau GmbH u als Betriebsliiter vor Loipä blibt hüfig net viel Ziit fürig". Auf die Frage, nach seinem Leibgericht kommt dagegen sofort "da muesi sägä, äs Steak vo minä igetä Naturabeef u Nüdeli oder Pommes Frites isch scho herrlech".
In der warmen Kabine, nachts, meist alleine und so lange unterwegs "mues mä scho chli guggä, dasmä net ufzmal ischlaft", meint André, auf meine Frage, ob ihm denn unterwegs no niä d' Üügeni zuäkiit sigä. "Ina drna siit öpä, äs sig ä monotoni Arbiit- aber i machä sä gärn". Seit 2013 Betriebsleiter, das Amt damals von Daniel Durtschi geerbt und schon zuvor für die Loipe engagiert, hat Ändel früher während seiner Schulzeit selber Langlaufsport betrieben- heute lässt es seine Zeit selten zu und ein Abend "ufem Güschi u vorem Fernseh" sei ihm auch recht. An seinem Wirken, freuen ihn die sauberen Loipen, die zufriedenen Gäste und das super Team am meisten. Unterdessen sind wir auf dem Weg Richtung Obersuld, wo es plötzlich unter uns knattert. Es sind kleine Steinchen auf der Loipe. Bei wenig Schnee, ist das Präparieren hier ziemlich schwierig- aber zum Glück wiis dr André, wo d Schwachsteli si und hat's auch hier fest im Griff. Seine Pistenpräparations-Kollegen Res von Känel und Ueli Graf seien ihm eine grosse Hilfe und Untersützung und entlasten ihn sehr- dank ihnen, kommt er hin und wieder zu etwas mehr Schlaf. Kurz darauf sind wir mit der Skatingpiste fertig und befinden uns auf dem Rückweg, wo wir die klassische Spur "reinziehen". Auf den schmalen Strassen ist Aufmerksamkeit gefragt- zudem muss ständig kontrolliert werden, dass die Spur einwandfrei ist.
Nebst uns, ist im Suldtal kein einziges Geschöpf zu sehen. "Luchsspurä gsehtmä immer wider hiä hindä", meint André. Auf der gemachten Loipe sind aber gerade Fuchsspuren zu sehen, als ob er uns hinterhergelaufen wäre um sich dann urplötzlich wieder im Wald zu verstecken.
Es ist kurz vor Mitternacht, als wir wieder in der undere Allmi ankommen. Wie lange er jeweils unterwegs ist, kommt unter anderen auch auf den Schnee an. Neuschnee macht das Spuren einfacher und schneller, heute fahren wir jedoch auf älterem Schnee und sind entsprechend etwas länger unterwegs. Auf die Frage, was er zum Tourismus in Aeschi zu sagen hat, meint er "äs isch u schön, chömä so viel Gescht uf das Aeschi u Aeschiried uechi- mi mues aber gseh, das d Infrastruktur net gmacht isch fürnä viel grössere Mengi a Lüt". U äs we no flott, we d Spaziergenger net gad über die präpariertä Loipi würdä luufä, mir machä ja mengä Kilometer Winterwanderwäg parat, wosi gärn dörfä benützä". Nochmal wirft Ändel einen Blick auf die Daten der Beschneiungsanlage "diä lömer itz iis la luufä".
Schon wenige Stunden später, wird André wieder auf den Beinen sein, um die Beschneiungsanlage zu kontrollieren, danach "muesi ga chüjerä" und ein weiterer langer Tag steht ihm bevor.
Auf was sich Ändel denn jetzt freue, kommt promt die Antwort: "Uf ds Näscht", sagts, schmunzelt und fährt nach Hause.